Viele Patienten in der Kieferorthopädie haben einen zu schmalen Oberkiefer, was man an weit vorstehenden oberen Schneidezähnen oder außen stehenden Eckzähnen erkennen kann. Traditionell wurde dies bei Kindern mit herausnehmbaren Spangen behandelt, die oft viele Jahre getragen werden mussten. Da diese Geräte beim Sprechen behindern, werden sie von den Kindern nur widerwillig getragen, so dass die Behandlungen nur mit viel elterlichem Druck gelingen oder ganz scheitern. Dabei sind solche quälend langen Behandlungen heute nicht mehr notwendig. Mit einer schlanken, festsitzenden Apparatur, der Gaumennahterweiterung, kurz GNE, kann der Oberkiefer sehr effektiv verbreitert werden, ohne dass die Kinder dadurch belastet werden.
Bildung von mehr Kieferknochen
Anders als bei herausnehmbaren Spangen werden mit der Gaumennahterweiterung nicht die Seitenzähne nach außen gekippt, sondern es wird neuer Kieferknochen gebildet. Dies geht so einfach, weil der Oberkiefer eine Mittelnaht hat, die eine natürliche Wachstumsfuge ist. Die beiden Hälften können mit der GNE sanft auseinandergedrückt werden. Auf diese Weise kann der Oberkiefer in vier Wochen um 5 Millimeter oder auch mehr erweitert werden, während solche Erfolge mit herausnehmbaren Spangen auch nach Jahren nicht erreicht werden können. Da die GNE weder beim Essen noch beim Sprechen besonders hinderlich ist, kann man von einer ausgesprochen kinderfreundlichen Methode sprechen.
So schnell kann es gehen: 4 Monate Gaumennahterweiterung, 14 Monate Brackets – fertig!
Wirkung auf die Allgemeingesundheit
Als wichtige Zugabe wird durch die Gaumennahterweiterung die Nasenatmung verbessert, denn der Oberkiefer ist nicht nur das Dach der Mundhöhle, sondern gleichzeitig der Boden der nächsten Etage – der Nasenhöhle. Aus diesen Gründen wird die GNE inzwischen auch von Kinderärzten, HNO-Ärzten und Allergologen als wichtiges Behandlungsverfahren beachtet. Neueste Untersuchungen zeigen sogar wesentliche Verbesserungen bei bettnässenden Kindern, ein Effekt, der vermutlich auch auf die bessere Atmung zurückzuführen ist. Es gibt kein zweites kieferorthopädisches Gerät, das derartig positive Effekte auf die Allgemeingesundheit hätte.
Auch für Erwachsene
Die Gaumennahterweiterung kann auch bei Erwachsenen angewendet werden. Hier erfolgt vorher eine chirurgische Schwächung der Seitenwände des Oberkiefers mittels einer Operation. Nach dieser Vorbereitung kann bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern erweitert werden. Besonders gern wird das Verfahren bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei Allergikern angewendet.
Leider nicht überall angeboten
In Deutschland ist trotz aller Vorteile der Gaumennahterweiterung leider immer noch das „Dehnen“ des Oberkiefers mit den altertümlichen herausnehmbaren Spangen verbreitet. Oft wird die GNE mit dem irreführenden Begriff „Gaumennahtsprengung” bezeichnet, obwohl sie nichts sprengt, sondern nur Wachstum anregt, wo es ohnehin von Natur aus stattfindet. Über die Gründe für diese Haltung kann man spekulieren. Vielleicht trägt dazu auch bei, dass Kieferorthopäden mit langen Behandlungszeiten und vielen herausnehmbaren Geräten ein höheres Einkommen erzielen können als mit festsitzenden Apparaten – was ein folgenschwerer Konstruktionsfehler der staatlichen Gebührenordnung ist. In jedem Fall ist es bedauerlich für die Patienten, wenn ihnen eine GNE nicht einmal angeboten wird. Es kann sich daher lohnen, den Weg zu einer weiter entfernten Praxis mit modernen und effizienten Methoden in Kauf zu nehmen und so trotz längerer Anfahrt insgesamt weniger Lebens- und Arbeitszeit opfern zu müssen.
Tip: In unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim ist die Gaumennahterweiterung Standard bei erheblichen Breitendefiziten des Oberkiefers.