Herausnehmbare oder festsitzende Zahnspangen sind überhaupt keine echte Alternative, denn die Apparate haben eine sehr unterschiedliche Leistungsfähigkeit. Mit herkömmlichen herausnehmbaren Apparaten können viele Zahnbewegungen gar nicht durchgeführt werden. Dazu gehören die Rotation von Zähnen außer den Schneidezähnen und vertikale Bewegungen von Zähnen.
Durch ihre beschränkte Wirksamkeit sind mit herausnehmbaren kieferorthopädischen Zahnspangen auch nur kippende Zahnbewegungen möglich, während sehr häufig eine körperliche Bewegung der Zähne mit Aufrichtung der Zahnwurzeln notwendig ist.
Unnötig lange Behandlungsdauer
Dazu dauern die Behandlungen mit herkömmlichen herausnehmbaren Zahnspangen in der Regel ein Vielfaches der üblichen Behandlungsdauer, was die jungen Patienten stark belastet. Doch selbst bei guter Mitarbeit über viele Jahre können mit herausnehmbaren Zahnspangen oft nur unbefriedigende Ergebnisse erreicht werden, die für die jungen Patienten und ihre Eltern nicht akzeptabel sind. Deshalb werden sie in der Regel von einer anschließend eingesetzten festsitzenden Zahnspange ergänzt.
Diese – in Deutschland übliche – Abfolge ist jedoch in den meisten Fällen unsinnig, weil die festsitzenden Zahnspangen Universalgeräte sind, mit denen alle Behandlungen ganz ohne herausnehmbare Vorbehandlung allein durchgeführt werden können.
Hohe Belastungen, viele Misserfolge
Ein großer Nachteil herausnehmbarer Zahnspangen ist die starke Sprachbehinderung. Schon aus diesem Grund können herausnehmbare Zahnspangen in der Regel gar nicht ausreichend getragen werden. In wissenschaftlichen Studien ist nachgewiesen worden, dass herkömmliche herausnehmbare Zahnspangen von den jungen Patienten nicht mehr als 10 Stunden am Tag getragen werden, während in der Regel 16 Stunden notwendig wären.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass zwischen 30-50% der Behandlungen mit herausnehmbaren Zahnspangen mit Abbruch oder Misserfolg enden, und das oft nach jahrelanger, frustrierender Behandlung. Teuer und unwirtschaftlich sind die herausnehmbaren Zahnspangen vor diesem Hintergrund natürlich auch!
In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Behandlungen mit festsitzenden Zahnspangen kürzer dauern, bessere Ergebnisse bringen und auch noch weniger kosten. Eigentlich kann das niemand wollen: höhere Belastung, längere Behandlungszeit, schlechtere Ergebnisse, höhere Kosten – vor diesem Hintergrund ist es schon fast ein Rätsel, warum herausnehmbare Spangen überhaupt noch in großem Umfang verwendet werden!
Man könnte die Behandlungen schließlich auch gleich mit einer einzigen festsitzenden Zahnspange durchführen… aber das scheinen deutsche Kieferorthopäden nicht sonderlich zu schätzen!
Schlechte Ausbildung und Profitstreben
Des Rätsels Lösung ist einerseits die in Deutschland teilweise schlechte Ausbildung der Kieferorthopäden, die sich oft noch an alten Vorstellungen aus den dreißiger bis sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts orientiert. Damals glaubte man, dass herausnehmbare Zahnspangen besonders geeignet wären, das Wachstum der Kiefer zu steuern.
Sowohl die Breitenentwicklung der Kiefer als auch die Korrektur der Bisslage sollten eine besondere Stärke der herausnehmbaren Apparate sein – diese alten Auffassungen sind jedoch wissenschaftlich längst widerlegt. Das Kieferwachstum ist genetisch vorbestimmt und steht nicht unter der Herrschaft banaler Plastikspangen.
Während sich dieses Problem mit dem Abtreten älterer Hochschullehrer langsam löst, bleibt andererseits die unsinnige deutsche Gebührenordnung, die ausgedehnte Behandlungen mit herausnehmbaren Zahnspangen wesentlich profitabler macht als die kurzen, intensiven Behandlungen mit festen Zahnspangen.
Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen (SVR) monierte schon 2001, dass deutsche Kieferorthopäden stark auf herausnehmbare Spangen setzen würden, obwohl festsitzende Zahnspangen leistungsfähiger wären. Als Grund sah der SVR, dass die Gewinnspanne mit herausnehmbaren Spangen höher sei, und empfahl, die Honorierung der Kieferorthopäden zugunsten der festsitzenden Apparate umzuschichten.
Passiert ist in diese Richtung bis heute leider gar nichts! Es ist klar, dass hier eine Fehlsteuerung von begrenzten Mitteln des Gesundheitswesens betrieben wird – zu Lasten der Beitragszahler und der jungen Patienten. Deutsche Spangenkinder werden wegen der veralteten herausnehmbaren Apparate doppelt so lang behandelt wie Kinder in anderen europäischen Ländern, was mit erheblichen Mehrkosten, aber keineswegs mit besseren Ergebnissen verbunden ist.
Für die deutschen Kieferorthopäden sind die ohne viel Mühe und Wissen einsetzbaren herausnehmbaren Zahnspangen dagegen der Goldsesel. Mit nichts anderem in der gesamten Zahnmedizin lässt sich in kurzer Zeit so viel Geld verdienen wie mit dem Einsatz herausnehmbarer kieferorthopädischer Apparaturen.
Das Einsetzen herausnehmbarer Zahnspangen kommt dem uralten Menschheitstraum eines arbeitsfreien Einkommens einfach zu nahe, so dass die meisten deutschen Kieferorthopäden dieser Verführung erliegen. So überdauert ein rückständiges Behandlungskonzept die Jahrzehnte… zum Schaden der jungen Patienten! Da eine der häufigsten herausnehmbaren Zahnspangen die aktive Platte ist, werden deutsche Kieferorthopäden international gerne als „Plattenleger“ belächelt.
Festsitzende Zahnspange ist der Goldstandard
Aus den genannten Gründen ist die Behandlung mit festsitzenden Zahnspangen heute weltweit Standard. In unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim arbeiten wir deshalb überwiegend mit festsitzenden Apparaten. Festsitzende Zahnspangen führen zu geringer Belastung, kürzerer Behandlungszeit und konstant guten Ergebnissen.
Die Behandlungen sind für die Patienten wesentlich komfortabler, da die festsitzenden Zahnspangen nicht beim Sprechen behindern und mit ihnen normale Nahrungsaufnahme möglich ist. Und letzten Endes sind die festsitzenden Apparate auch wirtschaftlicher, weil sie regelmäßig und in kurzer Zeit zum Erfolg führen.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass in den meisten entwickelten Ländern herausnehmbare Zahnspangen kaum noch verwendet werden. Nur in Deutschland betreibt jeder Kieferorthopäde ein eigenes Labor mit angestelltem Zahntechniker zur Herstellung herausnehmbarer Apparaturen, während dies in anderen Ländern völlig unbekannt ist.
In unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim gibt es kein Labor, in dem herausnehmbare Zahnspangen hergestellt werden – die wenigen herausnehmbaren Zahnspangen lassen wir in einem externen Fachlabor in Mannheim fertigen. So können wir unabhängig von finanziellen Interessen die beste Therapie für unsere Patienten wählen!
Zwei Ausnahmen
Für diese Grundsätze gibt es zwei Ausnahmen: Die erste ist bei Heranwachsenden mit Rücklage des Unterkiefers und großem Überbiss der Schneidezähne eine einzige – aber wirklich nur eine – herausnehmbare Doppelspange, eine so genannte funktionskieferorthopädische Zahnspange, unter Umständen gerechtfertigt.
Unsinnig ist dagegen eine längere Abfolge von mehreren herausnehmbaren Zahnspangen – das ist die dümmste und ineffizienteste Behandlungsstrategie überhaupt.
Die zweite Ausnahme sind die Aligner: Bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen wird in unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim oft das Invisalign-Verfahren eingesetzt. Invisalign ist ein Verfahren zur Zahnkorrektur mit herausnehmbaren, transparenten Schienen, die rund um die Uhr außer zum Essen, Trinken und Zähneputzen getragen werden.
Invisalign-Schienen sind bei Kindern im Wechselgebiss nur bedingt geeignet. Bei Jugendlichen und Erwachsenen können dagegen vollständige Behandlungen mit dem Invisalign-System durchgeführt werden. Die Aligner sind deutlich effizienter als herkömmliche herausnehmbare Zahnspangen, haben aber wie diese auch ihre Grenzen. Für viele komplexe Behandlungsaufgaben sind Aligner nicht geeignet, so dass festsitzende Zahnspangen eingesetzt werden müssen.
Invisalign kann in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht abgerechnet werden, so dass es nur für privat Versicherte und Selbstzahler zur Wahl steht. Unsere Kieferorthopäden beraten Sie gerne über diese moderne Behandlungsoption.