Schmerztherapie
Lange wurden CMD als zahnärztliches Problem missverstanden, das durch Störkontakte der Zähne ausgelöst würde. Diese Störkontakte gelte es zu finden und mit zahnärztlichen Maßnahmen zu beseitigen. Dagegen wissen wir heute, dass Störkontakte der Zähne in der Regel nur eine geringe oder gar keine Rolle bei der Entstehung von CMD spielen. In einer großen, bevölkerungsbasierten Studie der Universität Greifswald konnten schließlich nur 13% der CMD-Symptome mit Zahnkontakten in Verbindung gebracht werden.
Gleichzeitig wurde auch deutlich, dass CMD in erster dann behandlungsbedürftig sind, wenn sie mit Schmerzen verbunden sind. Damit konnte die CMD als Problem der Schmerztherapie, nicht der Zahnmedizin neu eingeordnet werden. Im Rahmen der Schmerztherapie gehören CMD in die Gruppe der muskuloskelettalen Schmerzen, ebenso wie die weit häufigeren Rücken- und Nackenschmerzen, und werden nach den selben Grundprinzipien diagnostiziert und therapiert. Die Einordnung der CMD in die Schmerzmedizin hat zu einer neuen, rationalen Sichtweise auf die CMD geführt und eine kostengünstigere und effektivere Therapie ermöglicht. In der Schmerzmedizin stehen sowohl bei der Diagnostik als auch bei der Therapie einfache, nicht invasive und reversible Verfahren im Vordergrund. So ist der wichtigste Teil der Schmerzdiagnostik die Erhebung einer ausführlichen, schmerzbezogenen Krankengeschichte (Anamnese), der wichtigste Teil der Therapie Aufklärung, Beratung und Anleitung zu Selbsthilfemaßnahmen. Sowohl bei der Anamnese als auch bei der therapie steht also nicht medizinisch-technischer Aufwand, sondern genaues Nachfragen, Zuhören und Sprechen im Vordergrund.