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Lexikon

Hier finden Sie Erklärungen zu vielen Stichwörtern aus dem Bereich der Kieferorthopädie.

Selbstligierende Brackets

Die Drähte der festen Zahnspangen wurden traditionell mit Ligaturen aus elastischem Material oder aus dünnem Draht an den Brackets befestigt. Selbstligierende Brackets haben dagegen einen eingebauten metallischen Verschlussmechanismus zum Festhalten der Drähte. Diese Idee ist in der Geschichte der Kieferorthopädie schon häufig aufgegriffen worden. Bis zum Auftauchen des Speed-Brackets um 1990 sind die meisten selbstligierenden Brackets jedoch sehr schnell wieder vom Markt verschwunden, weil sie zu viele praktische Nachteile hatten. Durch den Erfolg des Speed-Brackets herausgefordert bieten heute alle großen Hersteller kieferorthopädischer Produkte selbstligierende Brackets an. Hierzu zählen das Damon-Bracket (Ormco), das In-Ovation-Bracket (Dentsply-Sirona) und das Smart-Clip-Bracket (Unitek). Natürlich sind auch die deutschen Hersteller dabei mit dem BioQuick-Bracket (Forestadent), dem Discovery SL-Bracket (Dentaurum) und dem Flair SLT (Adenta). Daneben gibt es zahllose weitere Produkte auf dem Markt. Die meisten funktionieren auch ganz ordentlich, wenn sie auch den Nachteil gemeinsam haben, dass sich der Verschlussmechanismus an den unteren Frontzähnen im Lauf der Behandlung mit Zahnstein zusetzen kann, so dass sie dort immer schlechter zu öffnen sind. Bei vielen selbstligierenden Brackets funktioniert der Verschlussmechanismus im Lauf längerer Behandlungen immer schlechter, was in der Finishing-Phase problematisch werden und sogar zum Ersatz der Brackets zwingen kann.

Selbstligierende Brackets
Speed-Bracket: klein und schlank
Selbstligierende Brackets
Öffnung mit einem Scaler
Selbstligierende Brackets
Geöffnetes Speed-Bracket

Der Hauptvorteil selbstligierender Brackets ist die kürzere Verweildauer der Patienten auf dem Zahnarztstuhl, da sich die Drähte schneller und einfacher wechseln lassen.  Beim besonders klein gestalteten Speed-Bracket mit seinem hochelastischen Niti-Clip kommt hinzu, dass viel früher als bei breiteren und steifer konstruierten Brackets slotfüllende, steife Drähte eingesetzt werden können. Dadurch kürzt sich auch die Behandlungszeit etwas ab, obwohl sich natürlich kein Zahn schneller bewegt.

Unseriös ist dagegen die Werbung für das Damon-Bracket, in der behauptet wird, die Behandlungen mit diesem Produkt gingen schneller, seien weniger schmerzhaft, führten zu weniger begleitenden Schäden etc. Der Gipfel der Unehrlichkeit sind die Behauptungen, dank des Damon-Brackets seien praktisch keine Zahnextraktionen mehr notwendig und die Notwendigkeit für Gaumennahterweiterungen würde entfallen. Faktisch ist der große Vorteil der meisten selbstligierenden Brackets der schnellere Drahtwechsel und damit die kürzere Arbeitszeit auf dem Zahnarztstuhl, während die gern und oft behaupteten weiteren Vorteile in das Reich der Legende gehören.

Tip: Lassen Sie sich von niemandem einreden, mit selbstligierenden Brackets wäre die Behandlungszeit kürzer oder die ganze Behandlung komfortabler! Für diese und viele weitere Vorteile wurden nie Beweise gefunden, so dass Patienten sich die Mehrkosten für diese Produkte getrost sparen können!

Zur unehrlichen Werbung für das Damon-Bracket gibt es einen ausführlichen Text auf unserer Website: https://www.madsen.de/damon-brackets-die-rettung-in-allen-lebenslagen/

Dr. Madsen hat 2018 einen wissenschaftlichen Artikel über das Damon-Bracket publiziert, der auch für interessierte Laien lesbar ist. Diesen Artikel können sie hier herunterladen: Das Damon-Bracket – Ein Review (PDF)
Informationen aus Orthodontie und Kieferorthopädie 2018, Bd. 50, S. 135-139

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