Sprachbehinderung durch Zahnspange?

Der menschliche Mund ist eigentlich nicht primär als Aufenthaltsort für eine Zahnspange gewachsen – der Mund ist für seine natürlichen Funktionen wie Atmen, Essen, Sprechen, Mimik oder Austausch von Zärtlichkeiten wesentlich besser geeignet. Jede Zahnspange im Mund führt zu gewissen Einschränkungen von Gefühl, Geschmack, Sprache und Nahrungsaufnahme. Entscheidend ist natürlich, wie groß diese Einschränkungen sind!

Fast alle herausnehmbaren Zahnspangen haben ein Grundgerüst aus Plastik, das mit seinem Volumen zwischen den Zähnen und der Zunge liegt. Oft ist ein großer Teil des Gaumens durch Plastik abgedeckt. Aus diesem Grund ist eine traditionelle herausnehmbare Zahnspange immer mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Sprache verbunden. Die meisten Patienten empfinden auf Dauer die Sprachbehinderung als so lästig, dass sie eine herausnehmbare Zahnspange nur nachts tragen. Um Wirkung zu zeigen, wären aber mindestens 16 Stunden täglich nötig – eine Tragezeit, die fast unmöglich zu erreichen ist. Deshalb scheitert ein großer Teil der Behandlungen mit einer herausnehmbaren Zahnspange. Es wäre vor diesem Hintergrund fair, Behandlungen von vornherein nicht mit solchen Zahnspangen zu planen. Leider verdienen deutsche Kieferorthopäden pro Arbeitsstunde wesentlich mehr mit den ineffizienten herausnehmbaren Zahnspangen, so dass diese immer noch in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen dominieren. Dies ist ein eklatantes Beispiel für systemische Fehlversorgung und Verschwendung von knappen Mitteln unseres Gesundheitswesens.

Die meisten festsitzenden Zahnspangen behindern dagegen die Sprache überhaupt nicht, da sie überwiegend auf der Außenseite der Zähne angebracht sind und wesentlich kleiner als herausnehmbare Zahnspangen sind. Nur bei einigen, innen angebrachten festen Zahnspangen kann es, meist vorübergehend, zu einer leichten Sprachbehinderung kommen. Zu diesen zählen die Gaumennahterweiterung, der Gaumenbügel und natürlich auch die innen angebrachten Brackets (Lingualtechnik). Bei der Lingualtechnik brauchen manche Patienten eine Adaptationszeit von etwa 6 Wochen, bis wieder eine ungestörte Artikulation möglich ist.

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