Welche Zahnspange ist teurer: fest oder herausnehmbar?

Welche Zahnspange ist teurer: fest oder herausnehmbar?

Pro Behandlungsjahr entstehen mit einer festsitzenden Zahnspange deutlich höhere Kosten als mit einer traditionellen herausnehmbaren Zahnspange. Da die Behandlungszeit mit einer festsitzenden Zahnspange jedoch nur einen Bruchteil der Behandlungszeit mit einer herausnehmbaren Zahnspange beträgt, ist die festsitzende Zahnspange bei den meisten kieferorthopädischen Behandlungen unter dem Strich kostengünstiger. Das gilt auch für kieferorthopädische Behandlungen von geringem Umfang, die mit einer festsitzenden Zahnspange in wenigen Monaten mit einem ästhetisch und funktionell perfekten Ergebnis behandelt werden können.

Die Behandlung mit einer traditionellen herausnehmbaren Zahnspange dauert dagegen immer viele Jahre. Das ist für die Patienten sehr belastend, und viele verlieren deshalb vollkommen die Motivation und arbeiten nicht mehr mit. Ebenso schlimm ist aber für die Patienten, dass viele Zahnbewegungen mit einer herausnehmbaren Zahnspange nicht einmal bei guter Mitarbeit gelingen, so dass die Ergebnisse herausnehmbarer Behandlungen meistens miserabel sind. Aus beiden Gründen – überlange Behandlungszeit und schlechte Ergebnisqualität – sind herausnehmbare Zahnspangen bis auf wenige Ausnahmen unwirtschaftlich für die Patienten und auch für ihre Kostenträger, die Krankenversicherungen.

Einzige Ausnahme ist in geeigneten Fällen die Behandlung des Rückbisses des Unterkiefers mit großem Überbiss der Schneidezähne. Hier ist eine einzige herausnehmbare Zahnspange zur Bisskorrektur unter Umständen gerechtfertigt. Etwas anderes ist die Behandlung mit Alignern, wie z.B. Invisalign. Aligner sind herausnehmbar, aber kaum sichtbar und behindern die Sprache nicht. Invisalign kann daher ganztags getragen werden, so dass es eine gute Behandlungsoption in geeigneten Fällen ist. Traditionelle herausnehmbare Zahnspangen können dagegen kaum mehr als 10 Stunden am Tag getragen werden, was nicht ausreicht, um gute Wirkung zu erzielen.

Unwirtschaftlich für die Patienten, profitabel für die Ärzte

Durch das deutsche Honorarsystem sind die herausnehmbaren Zahnspangen zwar unwirtschaftlich für die Patienten, aber leider gleichzeitig hochprofitabel für die Kieferorthopäden. Zum einen belohnt das Honorarsystem wenig intensive, lange Behandlungen besonders gut, intensive, kurze Behandlungszeiten mit festsitzenden Zahnspangen aber relativ schlecht. Zum anderen haben die meisten Kieferorthopäden ein eigenes Labor, in dem die herausnehmbaren Zahnspangen hergestellt werden. Aus der Sicht der Kieferorthopäden gesehen sind die herausnehmbaren Zahnspangen also wirtschaftlich gleich doppelt interessant. Auch wenn man nicht annehmen will, dass einzelne Kieferorthopäden bewusst aus solchen Gründen eine zweitklassige, herausnehmbare Behandlung bevorzugen, muss doch davon ausgegangen werden, dass die Gebührenordnung die Therapie wesentlich stärker beeinflusst als jede wissenschaftliche Erkenntnis. Dies ist ein Beispiel, wie durch eine falsch konstruierte, antiquierte Gebührenordnung knappe Mittel des Gesundheitswesens in eine massive Fehlversorgung gelenkt werden.

Tipp für Eltern: Wird ihrem Kind eine kieferorthopädische Behandlung mit einer traditionellen herausnehmbaren Zahnspange angeboten, fragen Sie immer nach einer festsitzenden Alternative! Geben Sie sich nicht mit den üblichen Ausreden zufrieden, denn eine Alternative mit festsitzenden Zahnspangen besteht immer.

 

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